Ubersetzung aus dem Buch “Pages d’histoire locale Gantoise”

von Prosper Claeys aus 1885  

 

Die Sint-Jorisgilde

 

Die Stadt Gent besitzt seit Menschengedenken vier Hauptgilden.Die Gilde der Armbrustschuetzen von Sint-Joris( Sankt Georg); die Handbogenschuetzen Von Sint –Sebastian; die Fechtergilde von Sint –Michiel und die Buecksenschuetzen Von Sint-Antonius.Von der alten Glorie dieser reichen und maechtigen Vereinigungen ist nichts mehr uebergeblieben. Heute sind es einfache Vereine mit Freizeitaktivitaeten.

 

Die Hauptgilde von Sint-Joris –de groote ende souvereyne Hooft-Gilde van den Edelen Ridder Sinte Joris-war davon die Aelteste und Wichtigste.Aus diesem Grunde fanden wir es interessant,  sie  als Gegenstand einer ausserordentlichen Passage zu nehmen, um aufzuzeigen welche Rolle diese Gilde in der Stadtgeschichte gespielt hat als organisierte militaerische Einheit und Vereinigung

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Es ist unmoeglich mit Sicherheit zu sagen wann die Sint –Jorisgilde officiell als militaerische Vereinigung gegruendet wurde.Als einzigen Beweis fuer ihr hohes Alter , nach den Archiven und Analen der Gilde ist, dass ab dem XI. Jahrhundert die Confreers von Sint Joris, unter der Leitung der Grafen von Vlaanderen an den Kreuzzuegen teilnahmen, und ihre Fahne ueber den Mauern von Constantinopel, Antiochie und Jerusalam wehen liessen.  

Die Armbrueste der damaligen Schuetzen waren so gross und schwer, dass sie ihn nur mit Hilfe eines „cnape“ Knabens /Helfers, der sie begleitete, bedienen konnten. Dieser Knecht trug in vielen Faellen auch einen Schild , den ‚targe’, den er waehrend des Schiessens vor den Armbrustschuetzen stellte , um diesen zu beschuetzen.Von da auch der Name  „Targedrager“,eine Bezeichnung die auch in den Stadtrechnungen vorkommt.DieArmbrust wurde „Voetboog“ (Fussbogen)genannt, weil die Sehne mit dem Fuss gespannt wurde. Spaeter wurden die Bogen mit einem Zahnradsystem gespannt und schliesslich so, wie heute mit einem zweigeteilten Hebelsystem.

Die Confreers der Sint-Jorisgilde formten , wie es auch in den anderen Staedten im Lande gebraeuchlich war, in Kriegszeiten ein Elitekorps, das in der Kopfgruppe der Armee marschierte.Vor allem im XIV. und XV. Jahrhundert, als das Flaemische Volk in Aufstand kam, um seine Rechte und Privilegien gegen die despotische Macht seiner Herrscher ,oder um sein Vaterland gegen den franzoesischen Agressor, seinen ewigen Feind,zu verteidigen, sehen wir diese militaerischen Einheiten, ausgeruestet durch die Staedte, auf dem Schlachtfeld ihren aussergewoehnlichen Mut unter Beweis stellten.

 

Die Sint-Jorisgilde spielte in Gent eine so hervorragende Rolle , und lieferte solche wichtigen oeffentliche Dienste, dass ab dem XIV. Jahrhundert  der Stadtrat  ihr das begehrte und ehrenvolle Privileg verlieh, immer am Kopf von Feldzuegen,Umzuegen und oeffentlichen Veranstaltungen  mit ihren Bannern und Wagen aufzutreten . eerst“ lesen wir im “Wittenboek“ das in den Stadtarchiven aufbewahrt wird“,dat niement so wie hy zy edel of onedel  en trecke  noch en puere noch en logiere voor Sent Joris banniere, de baniere van Vlaenderen , ende van der stede van Ghend“Erst , dass niemand , wer es auch sei, Edel oder Unedel  vor den Bannern von Sint-Joris, den Bannern von Vlaenderen und denen der Stadt Gent laeuft.

 

In Kriegszeiten war ihre Organisation vollstaendig militaerisch. Waehrend des Kriegszuges nach Kortrijk und Iper , um da die Ordnung wieder herzustellen, und  Aufstaende niederzuschlagen, sehen wir, dass ihre  Mitglieder durch den Deken Jan Utenhove angefuehrt wurden. Sie waren in Kompanieen  von je 50 Mann eingeteilt.Jede Kompanie wurde unterteilt in Gruppen von 10 Confreers unter der Leitung eines Konstabelen oder „tienman.“Sie wurden von drei Fahnentraegern begleitet.

 

In einem Gebaeude, gelegen an der“ Brugse Poort“, das frueher vermutlich als Kapelle oder Kloster  einer oder anderer Gesellschaft diente, und heute umgebaut ist als Brauerei, hat unser Stadtgenosse M.Felix Devigne in 1846 eine Wandmalerei gefunden, die zurueck geht auf das   Ende des XIII. Jahrhundert und  worauf man die Sint-Jorisgilde abgebildet sieht. Sie ist darauf in Marschordnung dargestellt, so wie bei Kriegszuegen oder bei der Teilnahme an offiziellen Umzuegen. Alle Confreers tragen einen Helm und ein  Schwert an der Seite und sind bekleidet mit einem  Kettenhemd , darueber einen Waffenrock aus Stoff oder rotem Leder.Einige unter ihnen , hauptsaechlich die die an der Spitze gehen , tragen eine Picke, einen „Guten Tag“, alle anderen die Armbrust. Die Hornblaeser und Fahnentraeger befinden sich inmitten des Peletons.

 

Diese Kapelle , wovon Sprache ist, ist nun im Besitz vom Brauer M.Van der Haeghen, und wurde dazumal die „leugemeete“ genannt, weil die darin befindliche Uhr nie die richtige Zeit angab. Wenn man die im Stadtarchiv  deponierten Rechnungen der  Stadt’de Stadsrekeningen’ durchblaettert,findet man mehrere Eintragungen im Bezug auf die Sint-Jorisgilde.Manchmal sind es Geldschenkungen , manchmal Betraege bestimmt fuer den Einkauf von Stoff und fuer die Ausruestung, oder fuer die Anschaffung  und den Unterhalt von Waffen . Manche Betraege wurden ausbezahlt  fuer geleistete  Kriegsdienste  oder fuer Schiesswettkaempfe an denen die Gilde teilnahm.

 

Hier ein Vorbild,aus der ‚Stadsrekeningen’  fuer die  Zahlungen  der Stadt Gent an Die Confreers von Sint-Joris , die am Kriegszug nach Assenede, Biervliet und Brugge teilnahmen  , um den Grafen von  Flanderen , Lodewijk van Nevers und seine Vasallen  die Politik von Jacob van Artevelde auf zu zwingen. Das Hauptstueck hat volgenden Anfang:

Dit es dat dontfangers hebben ute ghegheven binnen desen jare vanden coste die Ghedaen es omme duutvaren dat men ute gheweest heeft omme dlant van Vlaendren tenen acorde te settene, ende gheel eens te makene, ende te wette ende te neringhen Te settene, ende de quade te corrigeren ter eren ende ten profite van minen heere van Vlaenderen enden vanden ghemenen lande.

 

Dieses Hauptkapitel umfasst ungefaehr  hundert Ausgaben,wovon wir ein paar auswaehlen, die im Zusammenhang mit der Sint-Jorisgilde stehen:  

„ Teerst cochten dontfangers jeghen den here Jacoppe van Coudenhove 32 strijpte lakene, daer 200 selscutters, die doe ghecoren waren bi sscepenen ende hooftmans omme ghereet te sine te treckene daers te doene worde, wardecose af adden , coste elc stic 8 guldine, waren te curt 6 ½ ellen , dat quam de curtinghe afgesleghen 25 lb.g.s.4d.gr.,maken in payemente 1018 lb.12s.4p.d.“

Es handelt sie hierbei um gestreifte Tuecher fuer die Kleidung der Armbrustschuetzen. Im folgenden Absatz handelt es sich um die Anfertigung von 2 Fahnen:  

„Item Gillise den Wapenmakere, van 2 banieren van Sente Joris wapine te makene ghenait , costen met allen costen 17lb.13s.4d“

In der diesem Artikel volgenden Nota, werden alle Einkaufe fuer die Anfertigung dieser zwei Banner einzeln aufgefuehrt.“ Daer men afmaecte 2 van Sente Joris standart“  

Im folgenden Artikel wird der Sold aufgefuehrt , ausbezahlt an Armbrustschuetzen, den Deken, die Fahnentraeger, die Notabelen ,die Chirurgen und die „targedragers „.  

„Item... so ghaven dontfangers Janne unten Hove, deken vanden scutters,12 gr.sdages, janne van Everghem, Lievine den Vliecsnidere ende Janne den Langhen,standaertdragers, elc 9gr.sdages, ende meester Arnout uten Biesen, ende meester Segre, hare surgien, ende 10 conincastavele elke 6gr.sdags , ende elc andere scuttre van 90,3gr.sdages;dat comt van hare soudeyen van 18 daghen dat si ute waren mids eenen dobbelen daghe dat sij streden te Biervliet, ende mits 9gr.die Jan van Calkine adde elcs daghs dat hi der stede standart drouch 15 dage doe jan van Everghem ghequetst lach,29lb.2s.3d.gr.maken in payemente 1164lb.10s  

Item haren 47 targedragers, elken 1gr sdages, van 17 daghen , dat comt 133lb 16s8d.Item van 16 wagheneren coste 17 dage, elc 1gr.sdages dat comt 46lb.

Wir koennen feststellen, dass die Armbrustschuetzen fuer Gefechtstage doppelten Sold erhielten.Der Artikel erwaehnt auch die „targedragers“wovon eher die Sprache ist.Es kamen ein Targedrager auf 2 Armbrustschuetzen.

 

Die volgende Aufzeichnung handelt von der“ Grossen Armbrust“, einer Art Katapult, die wahrscheinlich auch durch Schuetzen von Sint Joris und ihren Knechten bedient wurde:  

„Item den 8 scutters, die gheset waren ten groten boghen, 12 daghe, 16 lb.“ Item haren 8 cnechten 15 lb.16s.8d.“  

Kosten fuer Bankette, die nach loeblicher Gewohnheit durch die Gilde an ihre Mitglieder angeboten wurden, waren manchmal gesammt oder teilweise zu Lasten der Gemeinschaft: Wie wir es in den Stadtrechnungen aus den Jahren 1376-1377  ersehen: „Item den scutters thulpen der maeltyd van haren Ghulden“  

Mit der Erfindung des Schwarzpulvers, und dem daraus folgenden Aufstieges der Buecksen  und Kanonen in den Armeen, verloren die Armbrustschuetzen ihre militaerische Bedeutung, sie blieben jedoch bis ins XV. Jahrhundert bei Kriegshandlungen activ.Die Gilde veraenderte sich in eine Vereinigung, die sich  nur noch zum Zeitvertreib mit den Schiessuebungen beschaeftigt “aen den edelen, consteghen en eerbaren spele“ wie man in den Dokumenten von XIV lesen kann.

 

Der Reglementierung der Schoeffen aus 1413 folgend, die bis  auf  kleine Veraenderungen gleich waren an die Vorhergehenden war der Vorstand der Gilde  der EED“zusammengestellt wie folgt:  Hoofddeken oder „ Heuverdeken“ Unterdeken (stellvertretender Deken ) und die Vorstandsmitglieder kommend aus dem reichen Buergertum( de Poorters) den grossen Handwerksgilden (Weversgilden ) und den kleineren Handwerksgilden. Man hatte auch noch: den Griffier ( Schreiber ), den Deken der Schuetzen, einen Amtmann, einen  Kapitaen,einen Faehnrich uzw.

 

Bei dem grossen jaehrlichen Schiesswettbewerb wurde der Confreer, der den Hauptvogel abschoss, zum Koenig erklaert und erhielt in dieser Position verschiedene Privilegien; die Wichtigste war dass er freigestellt war vom Bezahlen von Geldbeitraegen fuer die  zahlreichen obligatorischen Bankette die die Gilde hielt. Der Schuetze der geschickt genug war, um waehrend drei aufeinander folgenden Jahren den Hauptvogel ab zu schiessen wurde zum Kaiser erklaert; eine von den Privilegien hiervon war, dass er lebenslang freigestelltwurde vom jaehrlichen Mitgliedsbeitrag. Zu Ehren eines solchen Ereignisses wurde gewoehnlich ein Umzug organisiert, an dem auch die anderen drei Hauptgilden teilnahmen. Man holte den Koenig bei Ihm zu Hause ab und geleitete ihn zum Schuetzenlokal. In 1560 fand ein Umzug mit mehr als 200 Reitern statt die den Koenig Joos Van den Bossche durch die Strassen der Stadt begleiteten.

 

Uebrigens muss gesagt werden dass die Confreers von Sint Joris nicht immer ihre Beitraege zeitig bezahlten. Man musste oefters das Gericht einschalten um die Saeumigen und die Schuldner zu zwingen ihre Verbindlichkeiten zu erfuellen.  

Die Armbrustschuetzengilde von Gent hatte, und zu recht, ein so grosses Ansehen, dass durch die Jahrhunderte hin alle wichtigen Persoenlichkeiten: Koenige, burgerliche und kirchliche Wuerdentraeger, bedeutende Feldherren usw. es sich zur Ehrensache machten, Mitglied zu werden und teilzunehmen an Ausfluegen ,Festen und Wettbewerben der Gilde. Um nur ein Beispiel aufzuzaehlen, kam die Kortrijkse Gilde waehrend dem grossen Schiesspiel von 1440, das wir weiter noch mehr beschreiben, in Gent an, mit an der Spitze dem Herzog von   Burgund ,Philip der Schoene. Es ist auch so, dass der Graf Egmont 1562 den Hauptvogel abschoss und dass 1752 Prinz Karl von Lothringen geschickt genug war, um beim Schiessen auf die Wippe, das stattfand auf dem Waffenplatz, zum Koenig ausgerufen  werden konnte. Von diesem zuletzt beschriebenen Wettstreit ist als Erinnerung ein Gemaelde erhalten geblieben und ausgestellt im Lesesaal der Universitaetsbibliothek.

 

Den ersten Versammlungsort nach der Gruendung der Sint-Jorisgilde kennt man nicht exakt. Was wir wissen ist dass in 1342 die Gilde einen Saal und einen Schiessstand unterhielt dicht Bei der „Vijfwindgatpoort“ auf einem Gelaende ungefaehr gegenueber dem derzeitigen Kleinen Begijnhof. Da befand sich auch die Kapelle und das Hospital (jetzt Fabrik Heyman ). In 1381 festigte sich die Gilde dicht bei dem Stadtratsgebaeude in der Hoogpoortstraat; sie vermietete ihren alten Saal, behielt aber die Kapelle und das Hospital. Das neue Gebaeude erstreckte sich von der Hoogpoortstraat bis an die St. Jansstraat. Von 1450 an werden neue Ankaeufe und Umbauten den „Schuttershof“ der Gilde immer mehr vergroessern und an passen; Diese Arbeiten werden entgueltig beendet zu Beginn des XVI. Jahrhunderts. Das Gebaeude, heute noch immer bekannt unter dem Namen Sint Jorishof, ist eines von den wenigen die noch im urspruenglichen Zustand erhalten sind. Im ersten Stock, heute eingenommen durch den „Jahrmarkt von Leipzig“ , befand sich  der Versammlungssaal „ Gulde-Camer“ genannt; im Erdgeschoss war die Kapelle untergebracht.

Die Fassade an der Hoogpoortstraat und diese am Botermarkt waren  verziert mit zahlreichen  Wappenschildern, wovon man die Spuren noch sieht. Ein gotisch ueberdachter Balkon mit doppeltem Gelaender fuehrte zur Treppe ,die auskam zur „ Gulde Camer“. Die Schiessbahnen, die eine Laenge hatten von 450 Fuss, reichten bis zum Belfort; ueber die ganze Laenge lief eine ueberdeckte Galerie ,aus blauem Stein. 

Umbauten haben jedoch viel von ihrem kuenstlerischen Aspekt weggenommen. In der Bibilothek der Genter Universitaet ist ein Aquarell aus dem Jahre 1585 des Genter Kuenstlers Lievin Vander Schelde , gemalt anlaesslich des Besuches  des Prinzen von Parma an Gent.

Es befindet sich im grossen Saal des ersten Stockwerkes, worin der Staten-General von den Niederlanden waehrend seiner Zusammenkunft in 1477  den beruehmten Artikel:

„ groote Privilege van Mariea van Bourgondie „ beschloss. Diese Charter , die erste, die fuer alle Provinzen bindend war, richtete einen Ministerrat auf, entmachtete complett die Nationalversammlung gegenueber dem Fuersten , machte Kriegserklaerungen und Friedensvertraege von der allgemeinen Zustimmung der gesammten Nederlanden abhaengig, und regelte den Sprachgebrauch fuer die Niederlaendisch –Franzoesisch- und Deutschsprechenden  im gesammten bourgondischen Reich. Mit wenig Mitteln koennte man heute den Sint-Jorishof wieder im alten Glanz erscheinen lassen.....

 

In den Kriegen, die unser Land im XVII.  Jahrhundert heimsuchten, wurden die Gebaeude der Sint-Jorisgilde, so wie auch die der anderen Hauptgilden durch die Fremden Truppen besetzt, um als Kaserne  oder Hospitz zu dienen.So wurde 1703 Der alte Eed durch die Obrigkeit abgeschafft, jedoch  in 1727 wurde die Aloude und Souvereine Gilde durch Karl VI wieder  aufgerichtet und bekam am 19 April 1730 durch den Schepen von Gent ihr neue Satzung: „Reghel ende ordonnantier“ verliehen.

 

In 1737 wurde die Galerie seitlich der Schiessbahn zu einer Tuchhalle umgebaut.Die Gilde wurde dafuer mit einem grossen Stueck Tuch bezaht, dass verkauft wurde.Der grosse Saal wurde spaeter waehrend der Jahrmaerkte an Haendler vermietet zum Preis von 1 Florijn der Quatrat-Fuss

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Sowie davor auch, nahm die Gilde auch in dieser Zeit  an Schuetzenwettbewerben anderer Staedte  teil oder organisierte selber Wettkaempfe  auf der Bahn oder stehenden Wippe. Einer der am besten bekannten Wettkaempfe wurde am 10. September 1752 zu Ehren von Karel van Lorreinen auf dem Waffenplatz gehalten“ ter oorsaeke van syne koninglyke Inkomst om te schieten den stalen boge ,met de confraters naer eenen vogel van Eere“, wie wir  in den Berichten des Druckers P.de Goesin nachlesen koennen.Die Organisation des Umzuges, der den Prinzen bei seinem Eintritt an der Brusselsen Poort begleiten musste, wurde an die  Schueler des St-Augustijnencollege anvertraut. Der oben vermeldete Bericht beschreibt die Kutschen,Kuenstlergruppen und Figuranten sowie auch die Texte der Inschriften und Sprechkoere.Alle Gilden, Handwerke und die Stadtverwaltung nahmen daran Teil.Meist auffallend, die Confreers der Sint-Jorisgilde in schoenen roten Kostuemen und die Metzger  ganz in gruen.

Am folgenden Tag wurde auf dem Waffenplatz, der in der Mitte mit einem Triumpfbogen verziehrt war, der Schiesswettkampf gehalten.Es war der Prinz Karel van Lorreinen, der mit dem ersten Schuss den Hauptvogel abschoss und so Schuetzenkoenig wurde.Dies war der Grund fuer viele Feste, Gelage und Theaterauffuehrungen, welcher die Gilde mit erheblichen Schulden belastete.

 

So lebte die Gilde bis 1787. Die Unruhen ,ausgehend von Kirche und Opposition , gegen die liberalen Reformen  von Jozef II  noetigten die Stadtverwaltung sich an die Gilden zu wenden, um Kompanieen aufzustellen, um die Ordnung  wieder herzustellen.

Die Richtlinien fuer Garnisonsdienst, Patrouilles oder Wachen waren beschrieben im „Reglement van dienst voor de waekende mannen van de vier Hoofd-Gilden der stad Gendt“  

In dieser hitzigen Periode der Nationalen Geschichte finden wir die Gilde activ an allen Ereignissen vor und waehrend  des Brabantsen Umbruches  beteiligt.Daraufhin folgte die Invasion und der Anschluss unseres Landes an Frankreich.Unsere Provincen wurden durch Kriegssteuern und die allgemeine Bewaffnung ausgesaugt, alle alten Vereinigungen wurden abgeschafft und ihre Besitztuemer beschlagnamt.1796 wird die Sint-Jorisgilde aufgeloest und ihr Eigentum als nationales Gut verkauft.Der Gildenhof wurde so Eigentum von Sieur Vander Linden,und ist noch heute im Besitz der selben Familie, die es zum Hotel umbaute, dem „Sint-Jorishof“ und einem Eisenwarengeschaeft: „der Jahrmarkt von Leipzig“.  

1804 gibt die kaiserliche Verwaltung von Napoleon I die Zulassung, die Gilde wieder aufzurichten.Das erste Lokal ist ein Haus mit Garten an der Antwerpsepoort, heute noch finden wir da ein Gebaeude mit dem Namen Sint-Jorishof. Spaeter zog sie um in die Naehe der Bijloke, 1814 dann in ein gut eingerichtetes Lokal mit Wintergarten der Familie de Kerckhove.

 

Von allen Festen  dieser Periode, organisiert durch die Confreers von Sint-Joris muessen wir den grossen Wettkampf von 1820 hervorheben zur Gelegenheit der beruehmten nationalen Ausstellung im Rathaus.  Dieser Wettbewerb , auffallend durch die grosse Anzahl von praechtigen  Armbrustschuetzen,  erinnert uns an das grosse Schuetzenfest im XV. Jahrhundert  um so mehr, als auch da alle Gildemitglieder praechtig gekleidet in die Stadt zogen, vorangegangen von Musikkapellen und Reitern.

 

Waehrend der Revolution  in 1830 blieb die Gilde, wie auch die Mehrheit der Genter, der alten  Regierung treu. Aus diesem Grund weigert die Gilde 1834  die Teilnahme am Schuetzenwettkampf  in Brussel anlaesslich des Septemberfestes. 1836 bestand noch keine liberale Partei, jedoch fuer die Wahlen des Stadtrates versammelten sich 514 liberale Waehler,auch“Orangisten“, in den Lokalen der Sint-Jorisgilde, um ihre Kandidaten aufzustellen,darunter:

Der Buergermeister van Crombrugghe,Metdepenningen,Rosseel,Manilius,Constan De Kerchhoven van Pottelsberghe Claes-Decock etc....  

1841 festigte sich die Gilde an der“Nieuwenwandeling“in einem neuen grossen Gebaeude mit einem praechtigen Park, gezeichnet durch den Arcitect Leclerc-Restiaux Unter den da gegebenen Festen ist das Tanzfest von 1847 zu erwaehnen, organisiert von unserer Gilde ,an dem 80 In-und ausslaendische Gesangsvereine teilnahmen.Der „Vlaamsche-Duitsch Zangverbond“

   

Durch den Verkauf ihres Parks mussten die Armbrustschuetzen von Sint- Joris wieder umziehen. Das neue Lokal war zu klein um eine Schiessbahn einzurichten, und so lebte der Armbrustsport nur noch in der Erinnerung waehrend den Banketten weiter.

 

Flandre libérale, Februar 6, 1883